Die Botschaft von Fatima
Wir begehen unsere Wallfahrtstage nach Stubenberg als Fatima-Tage, immer an den Erscheinungstagen der Muttergottes im Jahr 1917. - Im Jubiläumsjahr 2017 war nicht nur eine Pilgergruppe aus dem Pfarrverband in Fatima, am 13. Oktober war die durch das Bistum Passau pilgernde Fatima-Madonna in Stubenberg.
„Wenn die heilige Kirche die Fatima-Botschaft annahm, so tat sie es vor allem deshalb, weil diese Botschaft eine Wahrheit und einen Ruf enthält, welche im Wesentlichen Wahrheit und Ruf des heiligen Evangeliums sind.“ Johannes Paul II., der diese Feststellung getroffen hat und der gerade nach seinem Tod oft ob seiner Friedensbemühungen gewürdigt worden ist, hat diese Botschaft gelebt und so ihre Aktualität unterstrichen: durch Buße und Gebet zu Umkehr und Heiligung, gerade um des in unserer Welt so gefährdeten Friedens willen. Als zweiter Papst nach Paul VI. besuchte er 1982 als Friedenspilger Fatima und dankte der Muttergottes für die Errettung beim Attentat, das am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz auf ihn verübt worden war.
Fatima – für die einen anziehend, begeisternd, von anderen eher skeptisch beäugt. In jedem Fall lohnt sich ein Blick auf die Geschichte, vor allem auf das Jahr 1917, in dem Maria drei einfachen Hirtenkindern eben in Fatima in der portugiesischen Diözese Leiria erschienen ist: Francisco (9 Jahre) sieht die Gottesmutter, hört sie aber nicht, seine Schwester Jacinta (6 Jahre) hört sie auch und Lucia (10 Jahre) ist auserwählt, mit Maria zusätzlich zu sprechen. Lucia ist zudem die einzige, die in der Mitte des Jahres 1915 auf einem Baum „etwas Weißes“ sieht, das sich im Jahr darauf dreimal allen drei Kindern als Engel Portugals zeigt. Der Vorbote der Marienerscheinungen richtet als erste Worte an die Kinder: „Habt keine Angst! Ich bin der Engel des Friedens. Betet mit mir!“
Ähnlich lautet die erste Botschaft der „Dame, ganz in Weiß, strahlender als die Sonne“, die sich am 13. Mai 1917 den Kindern das erste Mal offenbart: „Habt keine Angst! Ich tue euch nichts Böses!“ Und doch sind es bittere Worte, die die Gottesmutter, die sich erst bei der letzten Erscheinung als diese zu erkennen geben wird, an die Kinder richtet: Sie werden Leid ertragen müssen zur Sühne der Sünden und für die Bekehrung der Sünder. Eine Verheißung, die Wirklichkeit werden soll, doch die Kinder ertragen dies den Berichten zufolge in bewundernswerter Weise im Vertrauen auf die Gnade Gottes und den Beistand Mariens.
Wie von ihr angekündigt erscheint Maria den Kindern bis Oktober am 13. jedes Monats. Bei jeder Erscheinung auf der Steineiche, zu der vom Mal zu Mal mehr Menschen strömen, aber nur eine kleine, dunkle Wolke sehen, ruft „die Dame“ zum täglichen Rosenkranzgebet um den Frieden in der Welt und das baldige Kriegsende (Zeit des Ersten Weltkrieges) auf. Im Juni werden den Kindern die berühmt gewordenen Geheimnisse anvertraut und den beiden Geschwistern Jacinta und Francisco der baldige Heimgang angekündigt. Im Juli sehen die Kinder in einer Vision die Hölle, auf deren Hintergrund die mahnende Botschaft ergeht: „Wenn man nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Pius XI. ein anderer, schlimmer Krieg beginnen“ – der Zweite Weltkrieg. In dieser Erscheinung wird den Kindern auch der Fatima-Zusatz im Rosenkranzgebet („O mein Jesus…“) aufgetragen. Das Leid der Kinder zeigt sich im Zusammenhang mit der August-Erscheinung: ihnen wird nicht geglaubt, der Pfarrer spricht von einem Teufelswerk und sie werden bedrängt, die anvertrauten Geheimnisse preiszugeben. Deswegen werden die Kinder auch am 13. August vom Bürgermeister entführt und so von der Erscheinung ferngehalten, die für die Kinder am 19. August an einem anderen Ort aber „nachgeholt“ wird, wobei Gebet und Opfer für die Seelen gefordert werden, die in die Hölle kommen, weil für sie niemand Opfer darbringt. Die September-Erscheinung dient vor allem der Vorbereitung für den Folgemonat: „Im Oktober werde ich ein Wunder wirken, auf dass jeder glauben kann.“
In dieser letzten Erscheinung offenbart sich die weiße Dame als Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz, die das baldige Kriegsende ankündigt und den Auftrag gibt, an diesem Ort eine Kapelle zu errichten. „Man soll Gott, unsern Herrn, nicht mehr beleidigen, der schon so sehr beleidigt worden ist.“ Nach diesen Worten entschwindet die Gottesmutter gen Sonne und das Sonnenwunder geschieht. 70000 Menschen sehen die Sonne tanzen und zittern, das Licht in verschiedenen Farben, die Landschaft in dieses eingetaucht. Die Kinder sehen vor der Sonne zunächst die heilige Familie, dann Christus mit seiner schmerzensreichen Mutter und schließlich Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel.
Nach heftigen Auseinandersetzungen werden 1930 vom Bischof die Visionen als glaubwürdig anerkannt und die Verehrung Unserer Lieben Frau von Fatima erlaubt. Jacinta und Francisco erleben dies nicht mehr: Wie angekündigt sterben sie bald nach längerer Krankheit, in der ihnen noch öfters die Muttergottes erschienen ist, der Junge im April 1919, das Mädchen im Februar 1920. Lucia tritt ins Kloster ein und trifft noch sowohl mit Paul VI. als auch mit Johannes Paul II. zusammen.
Noch vor der offiziellen Anerkennung wird die Kapelle erbaut und die Wallfahrt entwickelt sich, von unten her, in der Zeit, da die „Kirche in den Seelen erwacht“ (Romano Guardini), die Menschheit sich nach dem Frieden sehnt und in der „Königin des Friedens“ eine mächtige Fürsprecherin findet. Die Wallfahrt gleicht bald einer Massenbewegung, vor allem natürlich an den Fatimatagen. Menschen verschiedener Nationen beten und singen gemeinsam am Gnadenort, man feiert die Vigil mit einem Lichtermeer und am Tag darauf die heilige Messe.
Tausende singende und betende Menschen, eine nächtliche Lichtfeier, am Morgen die Feier der Eucharistie – wer denkt da nicht an das Marienfeld im August 2005, als über eine Million im Rahmen des Weltjugendtages das Gleiche taten? Liegt hierin vielleicht auch ein Schlüssel für alle, denen Fatima und die Erscheinungen eher befremdlich erscheinen? Es geht um den Frieden, den die Jugend der Welt aus allen Ländern der Erde demonstriert hat. Es geht um die Kirche als pilgerndes Gottesvolk, das sich auf seinem Weg durch die Zeit immer neu Gott zuwenden muss, immer wieder neu sich in die Nachfolge Christi zu stellen hat. Maria, und das sieht sie als ihre Aufgabe an, will uns zu Christus führen, „per Mariam ad Christum“. Dies meint auch der verstorbene Papst, wenn er Maria als eucharistische Frau bezeichnet. Sie ist unsere Wegbegleiterin und fordert uns unermüdlich wie die Jünger damals auf: „Was ER euch sagt, das tut“ (Joh 2,5).
„Betet täglich den Rosenkranz…”