Warum überhaupt "MuM"?
In den Leitlinien zu „Mission und Auftrag“ heißt es unter anderem, dass auf dem Weg der Neuevangelisierung „unsere Wirklichkeit ungeschönt“ wahrgenommen werden soll. Bei der Wahrnehmung, Beschreibung dieser Wahrnehmung und Theorien für einen Weg aus der Krise soll es aber nicht bleiben, sondern: „Es entstehen Räume des Erprobens und Möglichkeiten pastoraler Initiativen.“
Ungeschönte Wahrnehmung der Sonntags-Liturgue
Wenn wir, wie allenthalben gefordert, die Eucharistiefeiern am Sonn- und auch an so manchem Feiertag ungeschönt anschauen, müssen wir feststellen: Die zahlenmäßig schlecht besuchten Gottesdienste werden immer mehr. Die Bänke der treu Mitfeiernden, die gesundheitlich nicht mehr können oder aber verstorben sind, bleiben meist leer, die Zahl derer, die wirklich jeden Sonntag kommen, wird immer kleiner; die ehemals 14-tägig Anwesenden sind nur mehr alle drei Wochen da und so weiter.
Eine lebendige Liturgie ist nicht allein abhängig vom Priester, sondern vor allem auch von der Gemeinde, von den Diensten, die zur Verfügung stehen (Organist, Lektor, Ministranten, Mesner, Kantor, …), genauso wie von der „Bet- und Singstärke“ der Versammelten. Wir müssen nüchtern feststellen: Woche für Woche alle Dienste in Vollzahl beieinander zu haben wird teilweise immer schwieriger, und die besagte Stärke ist manchmal doch sehr gering — die Zahl der „ziagaden“ Gottesdienste nimmt zu und mit ihr die nicht gerade aufmunternde Feststellung, dass „wir heute wieder ein kleines Häufchen“ waren. Und wir gehen eher frustriert als gestärkt nach Hause.
Wie schaut es nun mit dieser Wahrnehmung aus, wie gehen wir damit um? Achselzuckend, Augen / Ohren zu und weiter so — oder reagieren wir darauf, wagen wir etwas, probieren wir etwas, fordern wir uns selbst und andere heraus?
Kooperation in der Liturgie
Schauen wir an dieser Stelle in die Leitlinien unseres Bistums zu Mission und Auftrag. Hier ist nun die Rede davon, dass „eine lebendige Pfarrei erhalten bleibt und“, man könnte auch sagen: aber „sucht Wege der Kooperation in Liturgie, Diakonie und Verkündigung.“ Auf unsere kleinen Pfarreien und die beschriebene Situation am Sonntag bezogen wird es vielleicht umgekehrt sogar noch realistischer: Die Kooperation in der Liturgie auf der größeren Ebene des Pfarrverbandes hilft dazu, dass die Pfarreien lebendig bleiben. Das scheint eine echte, eben auch eine realistische Option zu sein, und eine Alternative zu e i n e m „geistlichen Zentrum“, das die kleinen Kirchorte eher aufsaugt.
Also, es geht um die Frage, ob wir als Pfarrverband dafür ein „Raum des Erprobens“ sein wollen, den man so nennen könnte: „lebendige Kirchorte durch Kooperation statt Reduktion“ — dass also nicht die Kirchorte generell reduziert werden, sondern in einem Pfarrverband die Pfarreien am Sonn- und Festtag so miteinander kooperieren, dass lebendige Liturgie möglich wird, dass sie sich die Liturgie am Sonntag aufteilen und mal hier, mal da, aber dafür in einem größeren Miteinander feiern. Also Kooperation durch Verzicht auf die Eucharistiefeier abwechselnd an allen Orten, um an den jeweils anderen Orten kraftvoller miteinander feiern zu können.
Unterwegs seit 1. Advent 2018
Seit dem Kirchenjahr 2018/19 sind wir so unterwegs, feiern nicht mehr an jedem Sonntag in jeder Pfarrkirche Gottesdienst, sondern abwechselnd. Und immer wieder — in der Regel 14-tägig — gibt es eine MuM, zu besonderen Anlässen oder an einem normalen Sonntag, in der Regel in Ering, aber auch in den anderen Pfarrkirchen.
Natürlich war dieser Schritt ein schmerzhafter Einschnitt in der Geschichte der Pfarreien, in denen jahrzehntelang (fast) an jedem gebotenen Sonn- und Feiertag Eucharistie gefeiert wurde. Aber schon Psalm 137 verheißt: „Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten“, und Jesus spricht vom Weizenkorn, das ohne den schmerzlichen Einsatz in die Erde und die damit verbundene Hingabe keine Frucht bringen kann.
Beten wir alle darum, dass dieses Säen unter Tränen Frucht bringt, dass Gott selbst diesen Einsatz, zu dem wir uns im Rahmen der Pfarrgemeinderäte entschlossen und den wir von unserem Bischof Stefan absegnen ließen, annimmt und wachsen lässt…
„Eine lebendige Pfarrei bleibt erhalten und sucht nach Wegen der Kooperation in Liturgie, Diakonie und Verkündigung.”