LUSM0763

Warum überhaupt "MuM"?

In den Leitlinien zu „Mission und Auftrag“ heißt es unter anderem, dass auf dem Weg der Neuevangelisierung „unsere Wirklichkeit ungeschönt“ wahrgenommen werden soll. Bei der Wahrnehmung, Beschreibung dieser Wahrnehmung und Theorien für einen Weg aus der Krise soll es aber nicht bleiben, sondern: „Es entstehen Räume des Erprobens und Möglichkeiten pastoraler Initiativen.“

Ungeschönte Wahrnehmung der Sonntags-Liturgue

Wenn wir, wie allent­hal­ben gefor­dert, die Eucha­ris­tie­fei­ern am Sonn- und auch an so man­chem Fei­er­tag unge­schönt anschau­en, müs­sen wir fest­stel­len: Die zah­len­mä­ßig schlecht besuch­ten Got­tes­diens­te wer­den immer mehr. Die Bän­ke der treu Mit­fei­ern­den, die gesund­heit­lich nicht mehr kön­nen oder aber ver­stor­ben sind, blei­ben meist leer, die Zahl derer, die wirk­lich jeden Sonn­tag kom­men, wird immer klei­ner; die ehe­mals 14-tägig Anwe­sen­den sind nur mehr alle drei Wochen da und so weiter. 

Eine leben­di­ge Lit­ur­gie ist nicht allein abhän­gig vom Pries­ter, son­dern vor allem auch von der Gemein­de, von den Diens­ten, die zur Ver­fü­gung ste­hen (Orga­nist, Lek­tor, Minis­tran­ten, Mes­ner, Kan­tor, …), genau­so wie von der Bet- und Singstär­ke“ der Ver­sam­mel­ten. Wir müs­sen nüch­tern fest­stel­len: Woche für Woche alle Diens­te in Voll­zahl bei­ein­an­der zu haben wird teil­wei­se immer schwie­ri­ger, und die besag­te Stär­ke ist manch­mal doch sehr gering — die Zahl der zia­g­aden“ Got­tes­diens­te nimmt zu und mit ihr die nicht gera­de auf­mun­tern­de Fest­stel­lung, dass wir heu­te wie­der ein klei­nes Häuf­chen“ waren. Und wir gehen eher frus­triert als gestärkt nach Hause. 

Wie schaut es nun mit die­ser Wahr­neh­mung aus, wie gehen wir damit um? Ach­sel­zu­ckend, Augen / Ohren zu und wei­ter so — oder reagie­ren wir dar­auf, wagen wir etwas, pro­bie­ren wir etwas, for­dern wir uns selbst und ande­re heraus?

Kooperation in der Liturgie

Schau­en wir an die­ser Stel­le in die Leit­li­ni­en unse­res Bis­tums zu Mis­si­on und Auf­trag. Hier ist nun die Rede davon, dass eine leben­di­ge Pfar­rei erhal­ten bleibt und“, man könn­te auch sagen: aber sucht Wege der Koope­ra­ti­on in Lit­ur­gie, Dia­ko­nie und Ver­kün­di­gung.“ Auf unse­re klei­nen Pfar­rei­en und die beschrie­be­ne Situa­ti­on am Sonn­tag bezo­gen wird es viel­leicht umge­kehrt sogar noch rea­lis­ti­scher: Die Koope­ra­ti­on in der Lit­ur­gie auf der grö­ße­ren Ebe­ne des Pfarr­ver­ban­des hilft dazu, dass die Pfar­rei­en leben­dig blei­ben. Das scheint eine ech­te, eben auch eine rea­lis­ti­sche Opti­on zu sein, und eine Alter­na­ti­ve zu e i n e m geist­li­chen Zen­trum“, das die klei­nen Kirch­or­te eher aufsaugt. 

Also, es geht um die Fra­ge, ob wir als Pfarr­ver­band dafür ein Raum des Erpro­bens“ sein wol­len, den man so nen­nen könn­te: leben­di­ge Kirch­or­te durch Koope­ra­ti­on statt Reduk­ti­on“ — dass also nicht die Kirch­or­te gene­rell redu­ziert wer­den, son­dern in einem Pfarr­ver­band die Pfar­rei­en am Sonn- und Fest­tag so mit­ein­an­der koope­rie­ren, dass leben­di­ge Lit­ur­gie mög­lich wird, dass sie sich die Lit­ur­gie am Sonn­tag auf­tei­len und mal hier, mal da, aber dafür in einem grö­ße­ren Mit­ein­an­der fei­ern. Also Koope­ra­ti­on durch Ver­zicht auf die Eucha­ris­tie­fei­er abwech­selnd an allen Orten, um an den jeweils ande­ren Orten kraft­vol­ler mit­ein­an­der fei­ern zu können.

Unterwegs seit 1. Advent 2018

Seit dem Kir­chen­jahr 2018/19 sind wir so unter­wegs, fei­ern nicht mehr an jedem Sonn­tag in jeder Pfarr­kir­che Got­tes­dienst, son­dern abwech­selnd. Und immer wie­der — in der Regel 14-tägig — gibt es eine MuM, zu beson­de­ren Anläs­sen oder an einem nor­ma­len Sonn­tag, in der Regel in Ering, aber auch in den ande­ren Pfarrkirchen.

Natür­lich war die­ser Schritt ein schmerz­haf­ter Ein­schnitt in der Geschich­te der Pfar­rei­en, in denen jahr­zehn­te­lang (fast) an jedem gebo­te­nen Sonn- und Fei­er­tag Eucha­ris­tie gefei­ert wur­de. Aber schon Psalm 137 ver­heißt: Die mit Trä­nen säen, wer­den mit Jubel ern­ten“, und Jesus spricht vom Wei­zen­korn, das ohne den schmerz­li­chen Ein­satz in die Erde und die damit ver­bun­de­ne Hin­ga­be kei­ne Frucht brin­gen kann.

Beten wir alle dar­um, dass die­ses Säen unter Trä­nen Frucht bringt, dass Gott selbst die­sen Ein­satz, zu dem wir uns im Rah­men der Pfarr­ge­mein­de­rä­te ent­schlos­sen und den wir von unse­rem Bischof Ste­fan abseg­nen lie­ßen, annimmt und wach­sen lässt…

Eine leben­di­ge Pfar­rei bleibt erhal­ten und sucht nach Wegen der Koope­ra­ti­on in Lit­ur­gie, Dia­ko­nie und Verkündigung.”

Leitlinien zum pastoral-strukturellen Erneuerungsprozess des Bistums Passau