Unsere Liebe Frau von Stubenberg
Die Pfarrkirche Stubenberg darf sich eine alte Marienwallfahrt nennen. Der Ursprung reicht knapp 575 Jahre zurück. In einer „Chronik der Schloss- und Hofmark Stubenberg“ aus dem Jahr 1877 lesen wir: „Die Wallfahrt des Gnadenbildes Mariens in Stubenberg muss im Jahre 1442 schon bestanden haben, da (…) Stiftbriefe ausdrücklich von Unserer-lieben-Frauenaltar sprechen.“
Aufschwung erlebte die Wallfahrt durch eine wunderbare Begebenheit, die sich im Jahr 1716 zugetragen haben soll. Im „Kur-Bairischen Geistlichen Kalender“ von 1755 ist das Geschehen um einen armen Soldaten festgehalten: „… bei dem Kurfürstlichen Pfleggericht Eggenfelden, wo er wegen Raub und Gotteslästerung inhaftiert und ihm auch der Prozess gemacht wurde (…) und de dato 5. und 6. Mai [1722] klar ausgesagt hat: Er habe nämlich schon im Jahre 1716 sich in das erwähnte Gotteshaus [zu Stubenberg] begeben, den Opferstock ausgegraben (…), das darin befindliche Geld zu sich genommen (…) und, gar auf unserer Lieben Frauen-Altar hinaufgestiegen, ja auf kecke Weise das mit Geld und anderen Sachen und Zierde versehene Angehänget wirklich geraubt. Bei Berührung eines ebenfalls gestifteten viereckigen Talers dagegen bog sich die Seligste Mutter Gottes, hielt ihn bei der rechten Hand und sagte: ‚Mein Kind, was willst du hier machen?‘ Worauf Weeger mit erschrockenem Gemüt auf seine Knie niedergefallen sei und gesprochen hatte: ‚Ach! Du seligste Mutter Gottes, ich bin ein armer Mensch und muss rauben, weil ich nicht betteln darf, damit ich den Meinen Brot verschaffen kann!‘ Darauf sagte Maria: ‚So gehe hin und kaufe deinen Kindern Brot, jetzt wird dir zwar nichts geschehen, aber innerhalb von sechs Jahren wirst du entdeckt und gerichtet werden. Leugne aber nicht, was du geraubt hast, alsdann sage dies der Geistlichkeit, dass es offenbar und nach Stubenberg berichtet werde!‘ Dies alles hat Weeger vor seiner Hinrichtung in Form einer Bestätigung von Mund aus angegeben und ausdrücklich gemeldet, dass er dies alles mit einem Eid vor Gott dem Allerhöchsten beteuern könne. Kurz darauf wurde Weeger in Eggenfelden erhängt.“
Soweit der Bericht über die berühmteste wunderbare Begebenheit.
Pfarrer Anton Käser (Pfarrer in Stubenberg um das Jahr 1755) hat ein Mirakelbuch mit insgesamt 96 wunderbaren Begebenheiten verfasst, welches aber leider nicht mehr auffindbar ist. Auch viele Votivgaben und ‑bilder, die noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Frauenkapelle schmückten, sind verschwunden.
Geblieben ist die Frauenkapelle, ein Parallelbau zum Kirchenschiff, die das Gnadenbild, eine Marienstatue mit dem Jesusknaben, beherbergt, und deren Deckengemälde unter anderem die 15 Gesätzchen des freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Rosenkranzes zeigen.
Bis heute besteht zudem die sogenannte „Kreuzermessbruderschaft“. Die Mitglieder zahlen einen jährlichen Beitrag (ursprünglich einen Kreuzer, daher der Name) und dafür wird nach deren Ableben jeweils ein heiliges Amt gelesen.
Im „Stubenberger Liederbuch“ aus dem 19. Jahrhundert ist unter anderem ein „Gesang zu Maria im Stubenberg“ enthalten, der nun auf die „Lourdes-Melodie“ gesungen zu einem festen und lieb gewordenen Bestandteil unserer Fatimatage geworden ist. In diesem Lied, das eine Brücke zur Botschaft von Fatima schlägt, heißt es: „Du bist ja die Zuflucht der Sünder allsamm‘, wann’s ihre Sünd‘ beichten und rufen Dich an.“
„Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN…”